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德语文章:Granita alla menta(2)

发表时间:2011/8/24 13:09:40 来源:互联网 点击关注微信:关注中大网校微信
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Mitte August verreiste sie wieder eine Woche mit ihrem Mann. Bei der Terminplanung vorher erwähnte sie, dass sie danach gerne noch ein paar Tage nach Rom fliegen würde. Das war ihre Wahlheimat, ein paar Tage im Jahr verbrachte sie seit ein paar Jahren schon dort. Allein. Er rechnete laut. Eine Woche Spanien mit ihrem Mann, der danach noch ein paar Tage Urlaub hatte - folglich würden sie sich nicht sehen können, dann fünf Tage Rom plus ein Wochenende. Eine Trennung von über zwei Wochen. Sein Gesicht bei dieser Rechnung berührte sie tief. Am zweiten Tag in Spanien erreichte sie eine sms: Darf ich dich in Rom vom Flughafen abholen?

Er fuhr 1300 km um dreieinhalb Tage mit ihr zu verbringen. Organisierte Vertretung für seinen Laden. Erzählte seiner Freundin, er müsse einfach mal raus. In die Sonne. In Deutschland herrschten seit Wochen 35 Grad. Seinen Bekannten sagte er, er fahre in die Toskana. Sie konnte es kaum glauben. Es kaum erwarten, bis ihr Koffer endlich über das Band lief. Sie stürzte zum Ausgang. Hatte sich das dritte große Wiedersehen schon vielfach ausgemalt. Wie sie sich umarmen, in ihrer Ungeduld voll überschwappender Liebesenergie gierig umschlingen würden. Er stand nicht am Gitter. Sie suchte ihn. Er saß auf einer Bank und las eine Zeitung. Als er sie sah, erhob er sich langsam. Umarmte sie, als hätten sie sich erst vor einer Stunde verabschiedet. Als seien sie nicht in Rom, sondern in Wanne-Eickel. Und sagte, was bist du nur so aufgedreht, als sie ihn stürmisch küsste.

Dreieinhalb Tage ohne Uhr. Kein programmiertes Handy, das ihre Begegnung begrenzte wie sonst, kein Ruf der Realität. Die einzige Verpflichtung, die er hatte: Er musste seiner Freundin jeden Tag eine sms aus der Toskana schicken. Sie schlenderten Hand in Hand durch die ewige Stadt. Sie liebten sich zeitlos. Sie liebte ihn. Saugte an seinem schönen Körper. Bis zur Kapitulation. Sie liebten sich morgens, nachmittags und abends. Jeden Tag. Am letzten Morgen, vor der langen Autofahrt, wollte er nicht. Sex lauge ihn aus. Er brauchte körperliche Erholung.

Sechsundzwanzig Stunden nach ihm flog sie ihm hinterher. Sie spürte, dass in Deutschland der Herbst begann. Sie smste ihm, bevor sie flog, dass sie traurig sei. Er antwortete, er sei auch traurig und lutschte in der letzten sms noch einmal kräftig an ihrem Herz.

Sie kam zurück und fühlte sich in ihrem Leben nicht mehr wohl. Dreieinhalb Tage Zeitlosigkeit verlangten nach einer neuen Ordnung. Eine Woche später trennte sie sich von ihrem Mann. Sie eröffnete ihren Entschluss zuerst ihrem Mann, dann - weil er bei seiner Freundin war - per sms ihrem Liebhaber, der ihr langsam irgendwie nicht mehr wie einer erschien. Ihr Mann blieb gelassen. Sie auch. Er sowieso. So schien es. Er sagte nicht viel. Sie erwartete auch keinen Kommentar. Sie war nicht Anna. Sie bezog eine eigene Wohnung.

Sie sahen sich jetzt noch öfter. Er half ihr ein bisschen bei der Wohnungseinrichtung, wenn er frei hatte. Danach legte er sich wortlos in ihr Bett und schlief. Manchmal aß er auch nur und schlief sofort. Als sie das Geschirr abwusch und dabei mit den Tellern klapperte, sagte er, böses Weibchen, wenn es nicht gevögelt wird.

Sie fragte ihn, als er im November zum ersten Mal eine Nacht in ihrer Wohnung verbrachte, beim Zubettgehen, was ihn eigentlich an ihr anzöge. Er sagte, er sei müde. Am Morgen war sie früher wach als er und stand auf. Als er aus dem Bad kam, fragte er, wo ist denn die Zeitung. Als er ging, sagte sie zu ihm, komm erst wieder, wenn du weißt, was ich dir bedeute. Er lachte sie aus. So theatralisch, amore. Du tust mir weh, sagte sie. Das will ich nicht, sagte er. Und machte den Versuch eines liebevollen Blicks. Sein Lächeln mutierte.

Zwei Tage später, Freitag Nachmittag, stand er vor der Tür. Was willst du. Er sei irgendwie gern bei ihr, sagte er und ging an ihr vorbei auf ihr Bett zu. Sie sagte endlich, das ist meine Wohnung. Er fragte sie, was hast du denn, amore. Und massierte ihre Schultern. Aber nur kurz.

Am nächsten Sonntag bat sie ihn mittags per sms um etwas Zeit am Abend. Sie schrieb eine zweite sms, es sei ihr wichtig. Sie wusste, dass er abends von seiner Freundin zurückkommen würde. Er antwortete nicht, rief sie aber an, als er auf dem Rückweg war und wollte sie am nächsten Nachmittag treffen. Sie weinte am Telefon. Sie war nicht mehr sie. Er blieb hart. Morgen sieht alles anders aus. Es ist schon spät. Sie zog sich liebestrunken aus dem Sumpf ihrer Tränen. Am nächsten Tag schleppte sie sich mit noch nassen Flügeln zu ihm und verbot ihm sie anzurufen. Er war überrascht, aber gefasst. Gut, dass du auf dich aufpasst, sagte er. Und: Ich will dir nicht wehtun. Als sie ging, stand er nicht auf.

Sie schrieb ihm einen Brief und spürte dabei die nächste Verwundung nahen. Sie bat ihn nur schriftlich zu antworten. Schriftlich schläft es sich schlecht. Er reagierte nicht. Sie wusste es vorher. Ihr Leiden wurde manchmal kurz zu Wut. Wut, die sie dann wiederum schnell in Gelassenheit verwandelte. Er war so. Die Situation hatte sich so entwickelt. Vielleicht musste es so kommen. Sie konnte daran nichts ändern. Ihm ihre Empfindungen ins Gesicht schreien? - Ach, amore. - Bleiben wir mal ganz sachlich. Sie versuchte zu fühlen, dass sein Verhalten sie nicht wirklich treffen konnte.

Heiligabend war das verlorene Herzblut endlich ersetzt und versorgte ihr Inneres mit neuer Kraft.

Sie grüßte ihn freundlich. Er grüßte sie auch. Sie irritierte ihn spürbar. Er versuchte sich das nicht anmerken zu lassen und grinste sie an. Sie beobachtete die langsamen Bewegungen des Granita-Quirls.

Anna stand neben ihm hinter dem Tresen.

Sie bestellte eine granita alla menta. Giftgrün und eisig. Während Anna den Becher füllte, legte sie ihm 50 Euro auf den Tresen. Hier, stimmt so, sagte sie laut und in Annas Richtung, ich bezahle ja nun schon seit Wochen nicht mehr in Naturalien.

Anna sah sie an. Aus ihren Augen sprühte ein Feuerwerk verschiedenster Affekte. Barbara beantwortete ihr mit einem Blick die offenen Fragen und ließ ohne Worte in Sekundenschnelle die Leidenschaften des letzten Jahres wie einen Film abspulen. Frauen wie sie sprachen und verstanden diese Sprache fließend. Anna wendete sich mit einem Ruck ihm zu, der kaum merklich angespannt dastand. Sie schüttete ihm das giftgrüne Zeug mit einem kräftigen Schwung ins Gesicht.

Seine Züge verrieten keine Regung. Anders die von Anna. Seine nicht eintretende Reaktion schien ihre energische Wut zu potenzieren. Sie holte aus und fegte mit einem Arm sämtliche Kaffeetassen aus dem Regal. Das dickwandige Porzellan zerschellte polternd auf dem harten Steinfußboden. Sie griff eine halbvolle Flasche Campari, fasste den Flaschenhals und zertrümmerte das Glas schnaubend auf dem Tresen. Zu guter Letzt dekorierte sie das grün-weiß-rote Chaos mit braunen Farbtupfern, indem sie eine angebrochene Tüte Kaffeebohnen - seine Lieblingsmarke - gegen die von ihm täglich mehrfach sorgfältig polierte Espressomaschine schleuderte. Dann stampfte sie schimpfend und eine klebrige Spur hinter sich lassend durch das Lokal und knallte die Tür wie einen Tusch hinter sich zu.

Der Sirup und der Alkohol hatten sein weißes Hemd in eine mäßig kleidsame Tricolore im Batik-Look verwandelt, grüne Eisklümpchen schmolzen auf seiner Nase und tropften auf die Scherben, der Seelen-Vampir stand statuengleich inmitten der Trümmer. Im Bemühen trotz seines Aufzugs über den Dingen zu stehen wandelte sich seine Gestalt.

Sie hätte das nie so gut gekonnt wie Anna. Danke, Anna, für die wirksame Vorstellung. Danke, Carlo, für ein Herz und Seele heilendes Bild der Fantasie.

Sie bestellte sich lächelnd, endlich wieder Frau der Lage, einen Espresso und fragte ihn, was kocht ihr heute Abend Gutes.

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(责任编辑:中大编辑)

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